Das Gebiet rund um Bagan ist seit dem 5. Jahrhundert v. u. Z. durchgehend besiedelt worden. Die neuere Forschung geht davon aus, dass es von dieser frühen Phase bis hin zur Blütezeit keine großen gesellschaftlichen Umbrüche gab. Der Wandel war gering und kontinuierlich und richtete sich nach den politischen und religiösen Autoritäten.
Eine genaue Rekonstruktion des Aufstiegs von Bagan ist schwierig. Einheimische Quellen berichten vom Bau der Stadtmauer im 9. Jahrhundert. Die eigentliche Reichsbildung vollzog sich ca. 200 Jahre später. 1287 erobern die Mongolen die Stadt und beendeten Bagans große Zeit. Mehr zur Geschichte finden Sie hier.
Nach dem Erdbeben von 1975, bei dem viele Pagoden und Tempel beschädigt wurden, katalogisierte die UNESCO sämtliche Bauwerke in der Region:
Modifizierte Inventurdaten des archäologischen Parks in Bagan (UNESCO)
Bauperiode | Kleine Bauwerke | Mittlere Bauwerke | Große Bauwerke | Sehr große Bauwerke |
11. Jhdt. | 20 | 10 | 11 | 3 |
12. Jhdt. | 121 | 54 | 25 | 9 |
13. Jhdt. | 1552 | 442 | 75 | 9 |
14. Jhdt. | 209 | 46 | 14 | 2 |
Die ungeheure Anzahl an Bauten benötigte ebenso eine immense Menge an Baustoffen – vor allem Ziegeln. Da der Transport über große Strecken aufwendig und teuer war, wurden die benötigten Materialien vor allem in den umliegenden Dörfern produziert.
Die verwendeten Ziegelsteine haben sich im Laufe der Zeit geändert. In der frühen Phase wurden große Ziegel genutzt; beispielsweise finden sich in einer Pagode in Mandalay aus dem 12. Jahrhundert riesige Ziegeln mit einer Abmessung von 53 x 35 cm. Nachfolgend wurden deutlich kleinere Steine bevorzugt.
Nicht nur die Dimensionen der Ziegel änderten sich, auch die Verzierungen. Seit den ersten Mauerbauten der Mon und Pyu wurden Ziegeln mit speziellen Mustern versehen, die mit den Fingern gezogen wurden. Durch diese Tradition konnte die Herkunft der Ziegeln nachverfolgt werden. Ab dem 13. Jahrhundert geriet dieser Brauch in Vergessenheit.
Zurück in die Neuzeit: Nach dem Militär-Coup 1988 versuchte die Militär-Junta mit aller Gewalt den Tourismus anzukurbeln. Im ganzen Land wurden Menschen, die auf historischen Flächen lebten, zwangsumgesiedelt. Insgesamt 200.000 Einwohner waren betroffen. Viele Bewohner Alt-Bagans mussten ihr zu Hause verlassen, damit Hotel- und Golfanlagen gebaut werden konnten. Sie zogen in die Satellitenstädte, wie Neu-Bagan. Viele der Umgesiedelten arbeiteten zuvor in den alten Tempeln und pflegten sie. Manch einer von ihnen führte seine Herkunft auf die Tempelsklaven des 11. Jahrhunderts zurück – die Zwangsumsiedlung traf sie hart.
2002 nahm die UNESCO Bagan in die Liste der Anwärter zum Weltkultur-Erbe auf.
Ausgewählte Bauwerke
Ananda-Tempel (1090-1105 erbaut)
Foto: Wikimedia Commons, Ralf-André Lettau
König Kyanzittha wurde von indischen Mönchen zum Bau inspiriert, die ihm vom Einsiedlerleben in einer Höhle im Himalaya berichteten.Der Tempel soll sowohl einen Eindruck von diesem Höhlenerlebnis bieten, als auch die unendliche Weisheit Buddhas widerspiegeln.
An einem Vollmond-Tag im Januar findet das Ananda-Festival statt. Marktstände und Theateraufführungen locken Einheimische und Touristen an.
Bupaya-Pagode (erbaut um 850)
Foto: Wikimedia Commons, Gerd Eichmann
Die Datierung der Bupaya-Pagode ist umstritten, doch die meisten Forscher geben das 9. Jahrhundert an. Zur gleichen Zeit wurde die Stadtmauer erbaut.Der Name „Bupaya“ leitet sich von der Form ab und kann mit „Kürbis-Pagode“ übersetzt werden. Besonders beliebt ist der Ort zum Sonnenuntergang.
Dhammayangyi-Tempel (erbaut um 1165)
Wahrscheinlich wurde der Tempel vom grausamen König Narathu erbaut. Er ließ Vater und Bruder ersticken und seine indische Gemahlin wegen hinduistischer Rituale hinrichten.
Das Bauwerk ist besonders solide gebaut, da Narathu der Legende nach seinen Arbeitern mit dem Tod drohte, wenn er eine Nadel durch das Mauerwerk stoßen könnte.
Gawdawpalin-Tempel (erbaut im 12. Jahrhundert)
Der Tempel ist der zweitgrößte in Bagan. Der Name bedeutet soviel wie „Thron der Ehrerbietung“. Einer Legende nach verärgerte König Sithu II. mit dem Bau des „Sulamani-Guphaya-Tempel“, der viele Nöte verursachte, den Mönch Panthagu Mahathe. Der Geistliche ging aus Protest nach Sri Lanka. Sithu überzeugte ihn zurückzukehren und baute ihm den Tempel.
Htilominlo-Tempel (1211 gebaut)
Der Tempel wurde von König Nandaungmya errichtet, dem letzten großen Tempelbauer Bagans.
Ursprünglich war das Bauwerk mit weißem Stuck bedeckt – an einigen Stellen sind noch kunstvolle Reste davon zu finden.
Mahabodhi-Paya (erbaut in der 1. Hälfte des 13. Jhdt.)
Foto: Wikimedia Commons, Stefan Fussan
König Nandaungmya baute einen gleichnamigen Tempel aus Bodhgaya (Indien) nach. Mahabodhi bedeutet „Großes Erwachen“. Der originale Tempel steht an dem Ort, an dem Buddha im sechsten Jahrhundert v. u. Z. seine erste Erleuchtung erlebte. Hinter dem Tempel steht der berühmte Mahabodhi-Baum unter dem Buddha dabei saß. Am Tempel finden sich ca. 450 Buddha-Bildnisse.
Mingalazedi-Tempel (erbaut im 13. Jahrhundert)
Foto: Wikimedia Commons, Magnus Manske
Der Mingalazedi-Tempel wurde von König Narathihapati in der Endphase des Bagan-Reiches gebaut; gerade ein Jahrzehnt vor dem Einfall der Mongolen im Jahre 1287 wurde er fertiggestellt.Die Kunstfertigkeit war auch in dieser Zeit hoch. Der Tempel ist der einzige aus dem 13. Jahrhundert, der über ein volles Set Jakata-Reliefs verfügt. Diese Darstellung waren äußerst teuer und wurden zuletzt im 1196 erbauten Dhammayazika verwendet.
Shwegugyi-Tempel (erbaut 1131)
Der Tempel wurde von König Sithu I. in nur 7 ½ Monaten gebaut und markiert den Übergang zu einem neuen, leichteren Stil; vergleichbar mit dem Übergang von der romanischen zur gotischen Architektur in Europa.
Beim Bau wurde Wert auf detailreiche Verzierungen gelegt. Es finden sich feine Stuckarbeiten und geschnitzte Holztüren.
Shwezigon-Pagode (erbaut im späten 11. Jahrhundert)
Die Shwezigon-Pagode gilt als eine der wichtigsten religiösen Stätten Myanmars. Buddhistische Pilger kommen aus dem ganzen Land, um an der Pagode zu verweilen. Sie liegt nicht direkt bei den anderen Tempelanlagen, sondern im Ort Nyaung U.
Die Anlage wurde von König Anawrahta angelegt, der als ein großer Bauherr galt und Mitte des 11. Jahrhunderts zum Theravada-Buddhismus konvertierte. Er gelangte in den Besitz verschiedener Buddha-Reliquien, wie eines Stirnknochen und einem Smaragd-Bildnis. Die Pagode diente als Schrein für diese Heiligtümer. Der Legende nach wurde der Ort des Schreines von einem weißen Elefanten ausgewählt.
Shwesandaw-Pagode (erbaut 1057)
Foto: Wikimedia Commons, Jasoneppink
König Anawrahta ließ die Shwesandaw-Pagode erbauen. Sie besteht aus fünf übereinanderliegenden Terrassen. Auf der obersten steht eine glockenförmige Stupa.Auf der Westseite der zweiten Terrasse befindet sich ein Loch. Räuber gruben es, um in die Zentralkammer einzudringen, in der Reliquien und Schätze lagerten.
Sulamani-Guphaya-Tempel (erbaut 1183)
Foto: Wikimedia Commons, Gerd Eichmann
Der Name des Tempels bedeutet „Kronjuwel“ oder „kleiner Rubin“.Die heilige Stätte wurde von König Sithu II. errichtet und gilt als eines der ersten und wichtigsten Bauwerke der Spätphase Bagans.
Wahrscheinlich ließ der Herrscher den Tempel als Buße für eine seiner vielen Verfehlungen errichten.
Thatbyinnyu-Phaya-Tempel (erbaut 1144)
Der Tempel wurde von Alaungsithu (auch Sithu I. genannt) erbaut. Das Erdbeben von 1975 beschädigte das Bauwerk stark. In den nachfolgenden vier Jahren wurde der Tempel restauriert.
Mehr als ein Jahrzehnt später wurde die Struktur des Gebäudes weiter gestärkt.